Fast wie ein kleiner Familienbetrieb
Business trifft Kultur: Die Kunstfreunde Bensheim hatten die Mitglieder der hiesigen Wirtschafts-Vereinigung am Samstag ins Parktheater eingeladen. Vorsitzende Anne Dingler (links im Bild) stellte den Gästen den gemeinnützigen Verein vor.
BENSHEIM. Zu einer "Betriebsbesichtigung der anderen Art" waren die Mitglieder der Wirtschafts-Vereinigung Bensheim am Samstagabend ins Parktheater eingeladen. Die Kunstfreunde Bensheim begrüßten die Gäste zum Business-Treff im Eysoldt-Foyer. Dort stellte die Vorsitzende Anne Dingler bei einem kleinen Umtrunk den gemeinnützigen Verein vor, der seit einigen Jahren Mitglied des örtlichen Wirtschaftsverbands ist.
Was hat ein kulturtreibender Verein zwischen GmbHs und AGs verloren? Was sich im ersten Moment abwegig anhört, erweist sich auf den zweiten Blick als richtig gute Idee. Für die Kunstfreunde war es ein Teilziel der Öffentlichkeitsarbeit, die lokale Wahrnehmung für ein Stück großer Kultur zu verstärken. "Wir wollten weiterhin global vernetzt, aber eben auch lokal verankert sein", erklärte Anne Dingler den anwesenden WVB-Mitgliedern. Das Programm der Kunstfreunde sei eben nicht nur für ein bestimmtes vorgebildetes und oft überregionales Publikum bestimmt, sondern soll verstärkt auch musikinteressierte Bensheimer ansprechen.
Die Kunstfreunde Bensheim sind ein Verein mit langer Tradition: 1948 im kulturhungrigen Bensheim der Nachkriegszeit zunächst unter dem Namen Goethe-Gesellschaft gegründet, hat sich der Verein schnell zu einem herausragenden Konzertveranstalter entwickelt - mit Schwerpunkt Kammermusik. Unter dem Motto "Große Musik in einer kleinen Stadt" organisiert und veranstaltet der ehrenamtlich tätige Verein Jahr für Jahr zehn hochkarätige Kammerkonzerte mit renommierten Künstlern aus aller Welt. "Die Kunstfreunde haben sich im Musikbetrieb als Marke etabliert, mit allem, was eine Marke ausmacht", betonte Anne Dingler.
Und letztlich ist der Verein damit gar nicht so weit von der Welt der Wirtschaft entfernt, wie es zunächst scheinen mag: Anne Dingler verglich die Kunstfreunde mit einem gut funktionierenden Familienbetrieb, der in den vergangenen Jahrzehnten seinen Kundenstamm (die Konzertbesucher) als auch seinen Umsatz erhöhen konnte. Die Gesetze des Marktes gelten eben auch für einen gemeinnützigen Konzertveranstalter, so Dingler. Dazu gehören kontinuierliche Qualität, hohe Kundenorientierung und Kundenbindung ebenso wie gutes Marketing, eine präsente Öffentlichkeitsarbeit, Networking sowie eine sinnvolle Budgetierung.
Einen großen Unterschied zu einem Wirtschaftsunternehmen gibt es allerdings: Der Verein arbeitet rein ehrenamtlich - und ist lediglich auf Kostendeckung aus, nicht aber auf Gewinn. Das ist auch der Grund, warum man in Bensheim die Stars der Kammermusik viel günstiger erleben kann als in den großen Konzerthäusern. "Die Kunstfreunde und ihr Konzertangebot sind also für Bensheim ein echter Standort-Vorteil", machte Anne Dingler zum Abschluss ihres Vortrags deutlich.
Bevor das Mozart Piano Quartet im nahezu ausverkauften Parktheater den musikalischen Part des Abends einläutete, wartete auf die Gäste der WVB und andere interessierte Konzertbesucher noch eine Einführung in das Programm des Konzertabends: Dr. Hans Hachmann, der ehemalige Leiter der Kammermusikredaktion des SWR und Begründer der Schwetzinger Festspiele, plauderte mit Pianist Paul Rivinius im lockeren Ton über die Kammermusik im Allgemeinen und das romantische Programm mit Werken von Schumann, Brahms und Gade im Besonderen. Ein gelungener Auftakt zu einem ebenso gelungenen Konzertabend. cim
Mit freundlicher Genehmigung unseres Mitglieds: © Bergsträßer Anzeiger, Dienstag, 10.03.2015 - Fotos: Doris Riedelsheimer